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Die VANsinningen vs. der kroatische Zöllner

Nach einem gemütlichen Sonntag auf dem Campingplatz haben wir heute Lust wieder etwas zu unternehmen. Im Naturpark Vransko Jezero (Jezero = See) liegt der grösste (gleichnamige) See Kroatiens. Dort können wir uns bestimmt etwas die Beine vertreten. Um an den See zu gelangen zahlt man einen kleinen Unkostenbeitrag. Den bezahlen wir gerne, um die dort engagierte Menschen mit ein paar Kuna zu unterstützen. Der Ausblick von der Anhöhe ist atemberaubend.

Wir steigen einen markierten Pfad hinab zum See und entdecken uns bisher unbekannte Pflanzen. Wusstet ihr, dass es einen Erdbeerbaum gibt? Wir auch nicht.

Die Essbaren roten Früchte (auf dem Foto sind sie leider noch gelb) erinnern geschmacklich an Birnen und im Inneren sehen sie ein wenig aus wie kleine Äpfel. Man sollte aber nicht zu viele davon essen. Scheinbar war schon in der Antike bekannt, dass der Verzehr von grösseren Mengen den Geist benebeln kann. Wir probieren es nicht aus und bleiben bei einer Dosis von zwei bis drei Stück, denn von der antibiotischen Wirkung wollen wir trotzdem profitieren.


Der Wanderweg verästelt sich immer mehr in Büschen und wird zu Trampelpfaden. Von Markierungen keine Spur mehr. Wir verlaufen uns natürlich. Ich bin heute nur mässig fit und bin wegen dem verfehlten Weg ein wenig muff. Aber alles halb so schlimm, mit Wanderschuhen läuft es sich auch gut über Stock und Stein und schliesslich finden wir Dank Google Maps auch wieder auf die richtige Route.



Unser nächster Stopp ist die Hafenstadt Split. Die Altstadt ist von römischem, venezianischem bis hin zu osmanischem Flair geprägt und dementsprechend abwechslungsreich und geschichtlich interessant. Ausserdem gehört sie zum UNESCO-Welterbe.



Wir parkieren Ferris am Yachthafen, wo man gemäss der Camper App (park4night) auch übernachten kann. Die Parkverbote sind auf der verwinkelten Einfahrt sehr widersprüchlich. Wir können also nachvollziehen, dass der Platz nicht nur bei Campern, sondern auch bei Einheimischen sehr beliebt ist.



Mittlerweile fangen wir aber auch an, uns Gedanken über die Camper App zu machen. Denn genau wegen der App verschwinden immer mehr Möglichkeiten frei zu stehen. Viele Plätze, an denen man früher noch stehen konnte, werden neu mit Camping-verboten-Schildern bestückt. Es gibt seit Corona einfach zu viele Camper – und einige wissen leider nicht, wie man sich benimmt. Selbstverständlich können wir uns gut vorstellen, dass es den Einheimischen irgendwann einfach stinkt, ihre Plätze andauernd mit Reisenden zu teilen. Und auch für Touristen wird es immer schwieriger, einsame Orte zu finden.


Aber zurück zu Split. Philosophieren können wir ein Andermal, wenn wir länger zu den Reisenden gehören und mehr über dieses Thema wissen.


Wir packen unsere Rucksäcke und beschliessen, Split zu Fuss zu erkunden.

Nach etwa zwanzig Minuten Fussmarsch und einem kurzen Spaziergang an der Promenade sitzen wir in einem Café mit Blick auf’s Meer. So lässt sich’s leben. Im Zentrum von Split schlendern wir durch die alten Gassen und über einen Markt, an dem sich eine bunte Mischung aus Touristen und Einheimischen tummelt. Nebst Souvenirs gibt es frisches Gemüse, Früchte, Fleisch und Käse, aber auch Bekleidung zu kaufen.



Ich liebe Märkte und sauge all die Eindrücke auf wie ein Schwamm. Allgemein gefällt mir Split äusserst gut. In einem kleinen Beizli machen wir Halt, um eine Kleinigkeit zu essen. Vier Tische stehen draussen und zwei im Innenraum. Ein Familienbetrieb. Der etwa zwölf Jahre alte Junge und die etwa sechzehnjährige Tochter arbeiten im Restaurant mit. Es scheinen Schulferien zu sein. Die «Mama» tischt uns eine Fischplatte mit Calamares auf, dazu gibt es Maisbrot und einen bunten Salat. Wir bezahlen dafür etwa die Hälfte von dem, was wir vorne an der Promenade bezahlt hätten. Freut uns natürlich! #schnäppchenjäger



Auf dem Rückweg zum Yachthafen beschliessen wir eine andere Route zu nehmen. Wir wollen nach dem Stadttrubel der Küste entlang spazieren und durch einen Pinienwald zurück zu Ferris. Das wird wohl ein wenig länger dauern, aber wir haben ja Zeit. Der Pinienwald ist wirklich schön und es scheint, als treibe in Split so ziemlich jeder Sport.


Wir können die ganzen Fahrradfahrer und Jogger gar nicht mehr zählen. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal Sport gemacht? Themawechsel. Wir haben ja noch Zeit um sportlich zu werden.


In der Nacht höre ich immer wieder Geräusche von hin- und wegfahrenden Autos. Ich fühle mich deswegen ziemlich unwohl. Ich hoffe meine Schreckhaftigkeit legt sich irgendwann noch! Dominic schläft neben mir wie ein Bär.


Wir bleiben zwei Nächte im Yachthafen und fahren dann weiter in Richtung Dubrovnik. Wir fahren nie mehr als 200 km am Tag. Erstens weil Ferris es gemütlich mag (40 – 80 km/h) und zweitens weil wir es nicht eilig haben. Es soll kein Abspulen von Kilometern werden und schon gar nicht ein «Abarbeiten» von fixen Tageszielen. Wenn wir mögen, fahren wir, wenn nicht – bleiben wir stehen. Was wir auch am heutigen Tag machen. Wir übernachten auf einer Landzunge bei Ploče. Unser erster richtiger Strandstehplatz! Einfach traumhaft.



Mit drei weiteren Campern verbringen wir hier zwei ruhige Tage. Ok, ein paar Kitesurfer sprengen kurzzeitig mit völliger Überdrehtheit und lauter Musik (soviel zum «Benehmen» und «Respekt») den Platz, verschwinden aber nach ein paar Stunden wieder.

Um nach Dubrovnik zu gelangen überqueren wir die Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Diesen Abschnitt nennt man den Neum Korridor. Die Strecke ist nur fünf Kilometer lang. Danach steht man wieder auf kroatischem Boden. Etwas seltsam - ist aber so (siehe Karte).


An der Grenze (bei der Ausreise aus Kroatien) werden wir nach unseren Papieren gefragt. Der junge Zöllner möchte wissen wohin wir fahren. Dominic antwortet mit:


«Dubrovnik und dann in Richtung Griechenland.» «Und wie lange wollt ihr bleiben?« fragt der Zöllner auf Englisch.


«Das wissen wir noch nicht so genau.» antwortet Dominic Der Zöllner nickt und bittet uns mit ernster Miene rechts ranzufahren. Er wolle eine Bordkontrolle durchführen. Dominic fährt Ferris rechts ran. Wir dürfen vorerst im Auto sitzen bleiben und der Zöllner fragt uns noch durchs Fenster:

«Habt ihr Drogen dabei? »

«Nein haben wir nicht.» Antwortet Dominic

«Willst du einen Drogentest machen?” fragt der Zöllner. Dominic erwidert: „Nein, will ich nicht, aber wenn ich muss, dann mache ich einen. Kein Problem.»

„Rauchst du?” hakt der Zöllner nach. «Ja, ich rauche.» Dominic öffnet seine Tasche und streckt dem Zöllner sein CBD Gras unter die Nase. Er soll wissen was Sache ist. CBD ist in Kroatien legal und wird überall in speziellen CBD-Geschäften - wie auch in der Schweiz - verkauft. Es enthält keine psychoaktiven Substanzen, sondern ermöglicht es dem Konsumenten lediglich den Geschmack von Marihuana zu geniessen, ohne high zu werden.


Der Zöllner bittet uns nun auszusteigen. Ich kriege innerlich bereits die Krise. Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Er durchsucht unsere Taschen und geht an Bord. Er fragt nach Waffen und erneut nach Drogen. Wir verneinen wiederum mit Nachdruck.

«Was für ein Amateur.» flüstert mir Dominic zu. Ich verstehe nicht worauf er anspielt. Dass die ganze Sache irgendwie ziemlich unprofessionell rüber kommt, sehe ich. Aber was meint er mit «Amateur»? 1. Der Zöllner durchsucht den Bus – alleine. 2. Er dreht uns den Rücken zu. 3. Seine Waffe im Halfter ist die ganze Zeit in Dominics Griffweite.


Ah! Ich verstehe! Wären wir so kriminell wie wir gerade hingestellt werden, würde der Zöllner spätestens jetzt wohl den Kürzeren ziehen.


Nach einer dreiminütigen Bordinspektion schnüffelt er am CBD und will uns weiss machen, dass er anhand des Geruchs erkennen kann, ob es "scharfes" Gras ist. Keine Ahnung, ob er uns damit nur Angst machen will, oder ob er wirklich so wenig über Cannabis weiss.

Nachdem Dominic ihm klar macht, dass niemand diesen Unterschied anhand des Geruchs feststellen kann und noch immer darauf besteht, dass es CBD ist, möchte der Beamte nun das Gras prüfen lassen und verschwindet für fünf weitere Minuten in seinem Kabäuschen. Was wenn er das CBD jetzt gegen echtes Gras austauscht? Mein Kopfkino ist in vollem Gange. Der versucht uns doch was unterzujubeln! Wir stehen wie begossene Pudel neben unserem Bus und fragen uns, was diese Show soll. Er kehrt zurück und sagt in strengem Ton: «Das ist Marihuana! Das Gras wird konfisziert und mein Chef hat gesagt, das kostet euch 500 Euro.» Mir wird es schlecht und ich sehe uns schon eine Nacht im Knast sitzen. Dominic bleibt aber resolut, kontert mit Bestimmtheit, dass dies gelogen sei und er sich weigere Geld für die legale Rauchwahre zu bezahlen. Er macht ihm klar, dass wir wissen, dass ein solcher Test nicht einfach in fünf Minuten durchzuführen ist. Nach einem Wortpingpong, bestehend aus «Doch» und «Nein», sagt Dominic mittlerweile tierisch genervt von dem korrupten Zöllner: «Behalte das CBD, ist mir egal. Aber du bekommst von mir kein Geld! Und jetzt lass uns gehen!»


Der Zöllner wirft nochmals einen Blick auf unsere ID’s, die er noch immer in der Hand hält und gibt endlich klein bei. Er behält das CBD wirklich und sagt wir sollen fahren. Selbstverständlich ist uns klar, dass das Gras garantiert in keiner Aservatenkammer, sondern bei ihm und seinen Freunden landen wird. Wir wären so gerne dabei, wenn er beim Rauchen merkt, dass es wirklich kein THC enthält.

Bei einem Blick auf seine Schuhe fällt mir auf, dass die nicht mal gebunden sind. Die Schnürsenkel hängen am Boden und die Treter sehen ziemlich schäbig aus. Innerlich darf auch ich jetzt trotz ernster Lage schmunzeln. Was für ein Amateur.


Wir durchfahren Bosnien und Herzegowina und kommen an der nächsten Grenze an. Alles läuft rund und wir werden nach der Passkontrolle durchgewunken. Wir ärgern uns noch den ganzen restlichen Tag über dieses Ereignis und können aber Abends zum Glück bereits wieder darüber lachen.


(Eine gute Flasche Wein hilft ein wenig dabei. Zum Glück hat der Beamte die nicht konfisziert!)









Wir verbringen entspannte zwei Tage in Dubrovnik und geniessen ein paar Sonnenstunden. Endlich T-Shirtwetter! Das tut unserer Seele und unserer Reiselaune gut. Motiviert ziehen wir los und geniessen die wunderschöne Umgebung. Nicht nur der freie Blick auf’s offene Meer (bis anhin war der Horizont von Inseln und Halbinseln gespickt),

sondern auch die sechs Meter dicken Stadtmauer, die den «Old City» Kern umringt, begeistern uns. Nicht zuletzt sind wir geflasht von der Tatsache, dass hier ein Teil der Serie "Game of Thrones" gedreht wurde.



Nach einem weiteren Halt in Mlini, kurz nach Dubrovnik, wo wir wieder eine Nacht auf einem Campingplatz verbringen, fahren wir weiter nach Montenegro.

Ich bin ziemlich aufgeregt und freue mich auf neues unbekanntes Land. Warum wir mitten im Nirgendwo landen und ein Mann uns fast vors Auto springt, erzählen wir im nächsten Blogeintrag.


P.S. Uns kam zu Ohren, dass mehr Bilder gewünscht sind! Wir versuchen dem Wunsch nachzukommen. 😉 (Leider streikt zur Zeit Dominics Laptop und wir können nicht auf alle Bilder zugreifen... Und manchmal vergessen wir vor lauter Begeisterung zu fotografieren.)

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