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Irgendwo, im Nirgendwo - in Montenegro

20. - 21. Oktober 2021

Wir starten gegen Mittag in Mlini, einem kleinen Ort kurz nach Dubrovnik in Kroatien in Richtung Montenegro. Den nächsten Tagen blicken wir eher planlos entgegen. Ob wir Montenegro nur durchfahren oder länger bleiben, lassen wir uns vorerst offen. Aber unser nächstes grösseres Ziel soll der Shkodra See sein. Ein Nationalpark an der Grenze zu Albanien.


Nach knapp vierzig Minuten passieren wir die montenegrinische Grenze und landen kurz darauf in einer Bucht, von wo aus es die Möglichkeit gäbe eine Fähre zu nehmen. Davon haben wir bereits gehört. Wir würden uns damit etwa eine Stunde Fahrt der Küstenstrasse entlang sparen. Aber genau das möchten wir tun, denn wir haben ja Zeit.

Auf Meereshöhe führt uns die Strasse weiter, zu Füssen der um uns in die Höhe ragenden Berge. Montenegro macht seinem Namen schon jetzt alle Ehre.

Als wir an der Hafenstadt Kotor vorbeifahren, staunen wir nicht schlecht über die eindrücklichen mittelalterlichen Stadtmauern. Eigentlich wollen wir anhalten und uns das mal genauer anschauen. Aber die hektischen, engen Verkehrsverhältnisse, die vielen Menschen und der Lärm, schrecken uns ab. Darauf haben wir jetzt wirklich keine Lust und auf die Schnelle einen Parkplatz zu finden, wenn jeder bei jedem kleinsten Stopp gleich hupt - heute für unseren Geschmack zu nervenaufreibend. Also fahren wir weiter.


Unser Navi führt uns an Kotor vorbei, von der Küstenstrasse weg einen Berg hinauf. Hmmm… Es zwickt im Bauch. Ist das wirklich der richtige Weg?

Leider haben wir es versäumt an den ersten paar Tankstellenshops nach der Grenze anzuhalten und eine montenegrinische SIM Karte zu kaufen, weswegen wir jetzt auch kein Internet haben um den Weg auf Google Maps zu überprüfen. Soviel zum Thema planlos und wie die VANsinningen einfach drauflos fahren.


Also vertrauen wir mit etwas flauem Magen auf unser Navi und fahren weiter, immerzu den Berg hinauf. Wir haben ja Zeit.



Zwanzig Kilometer, neunhundert Höhenmeter, eineinhalb Stunden und gefühlte fünfhundertsiebenundachtzig enge Serpentinen später landen wir in dichtem Nebel auf der Krone eines Berges, mitten im Irgendwo, im Nirgendwo – jetzt auf dem Montenegro?


In der Ferne erkennen wir Silhouetten von Häusern. Beinahe gespenstisch erscheint vor uns ein Feriendorf. Wegen zu geschlossen. Die Ferienzeit ist eindeutig um. Wir halten auf dem leeren Parkplatz an und steigen aus. Stille. Absolute Stille.


Noch im T-Shirt und den Sandalen springen wir gleich wieder ins Büsli und ziehen erstmal etwas Wärmeres an. Die fast neunhundert Höhenmeter machen sich sogleich im Temperatursturz bemerkbar.

Wir fragen uns, wo wir hier wohl gelandet sind und ob wir vielleicht nicht doch besser einfach weiter der Küste entlang gefahren wären. Naja, für den Moment hat sich das wohl erledigt, denn zurück fahren wir heute bestimmt nicht mehr.


Auf der anderen Strassenseite, gegenüber des Parkplatzes, sehen wir einen Schotterweg, der weg von der kaum befahrenen Hauptstrasse führt. Wir laufen los, um die Gegend zu erkunden und finden: Hier liesse es sich prima übernachten! Gesagt, getan. Wir parkieren Ferris um – e voilà, unser Plätzchen für die Nacht steht fest.



Vor dem Abendessen machen wir einen kleinen Spaziergang und entdecken ein paar kleine verlassene Häuser. Oder wohnt dort vielleicht doch jemand?


Wir verbringen den Abend ohne Internet, sprich ohne elektronische Ablenkung, jeder für sich etwas am «Bäschele» und in uns gekehrt. Es wirkt fast so, als ob die mystische Stimmung um uns, auf uns abfärbt. So ruhig wie diese Nacht war es die letzten sechzehn Nächte noch nie. Ein Segen.

Der Morgen verwöhnt uns mit Sonnenschein. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an und machen eine kleine Tour über Stock und Steine und finden mehr oder weniger gut ausgeschilderte Wanderwege, die wir etwas auskundschaften. Die Landschaft präsentiert sich rau und felsig und doch weckt sie mit ihren Eichen (welche hier eher kleinwüchsig sind) und Blümchen am Wegrand ein wenig Heimatgefühl. Fast wie in den Schweizer Bergen. Schön ist es hier.





Zurück bei Ferris geben wir im Navi nochmals unser gestriges Ziel ein. Was zum…? Unser Navi schickt uns den ganzen Weg zurück. Wir fragen uns ernsthaft, ob wir uns das nochmals antun. Dann denken wir an Kotor und fragen uns, ob es sich wohl nicht doch lohnen würde, der Hafenstadt noch einen kurzen Besuch abzustatten. Denn, wie sagen wir so schön: Wir haben ja Zeit!


Also folgen wir brav dem Navi und landen zwanzig Kilometer, neunhundert Höhenmeter, eineinhalb Stunden und gefühlte fünfhundertsiebenundachtzig enge Serpentinen später in der wohl flauschigsten Stadt Montenegros.


Warum die Stadt so flauschig daherkommt und wieso uns am Shkodra See ein Mann vor's Auto springt, erfahrt ihr beim nächsten Mal.




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