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Wie Captain Jack Sparrow

  • dievansinnigen
  • 2. Dez. 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Wie bereits erwähnt, versuchen wir heute unser Glück Dominics Laptop in Tirana reparieren zu lassen. Abenteuer Grossstadt mit Ferris! Auf den Geschmack des albanischen Verkehrs gekommen, steuert Dominic unser Büsli heute voller Elan in Richtung Hauptstadt Tirana. Ganz ehrlich, bis anhin war das Fahren für mich eine grosse Freude. Hier ist es mir aber ganz recht, dass ich das Steuer abgeben darf.

Wir fahren auf einer autobahnähnlichen Strasse. Aus einer Fahrspur werden drei (oder vier, je nachdem – jeder so wie es ihm eben gerade gefällt). Ein Auto überholt von links, das andere von rechts. Eines fährt langsam, das andere rast. Vor und hinter uns tauchen immer mehr Autos und Ampeln auf. Wir halten an einem roten Lichtsignal. Es ist grün. Warum fährt der vor uns nicht? Sitzt da überhaupt jemand drin? Dominic getraut sich und überholt. Er drängt sich auf die Nebenspur und ich werfe einen Blick in das stehende Auto. Es ist leer. Aha – da parkt jemand in zweiter Reihe. Es soll heute nicht das letzte Auto sein, welches vor einer Ampel parkiert.


Der Verkehr wird immer dichter und lauter. Überall hupt es und wir hören ein nervöses, komplett durchgeknalltes trillern. Ein Polizist steht am Strassenrand und winkt den Verkehr durch, während dem er mit aufgeplusterten Backen nonstop, ausser er holt gerade Luft, mit voller Wucht in seine Trillerpfeife pustet. Wir müssen kurz lachen – werden aber sofort wieder ernst. Wir brauchen gerade all unsere Aufmerksamkeit und Konzentration, um heil durch diese Stadt zu kommen.


Wie Captain Jack Sparrow in "Fluch der Karibik" stürzt sich Dominic nun in die Flut des irren Verkehrs. Er flucht und lacht hysterisch und fängt an zu singen (Stressabbau). Ich werde auf dem Beifahrersitz mucksmäuschenstill. Das einzige was ich noch rausbekomme ist «Achtung, Fuessgänger!» und «Achtung, dä brämst!». Dominic ist voll bei der Sache – ich schwitze und hab meinen Fuss auf meiner imaginären Bremse (nerviger Tick von mir, lässt sich nicht so leicht abgewöhnen).


Wir steuern einen Parkplatz an, welchen wir uns vorab rausgesucht haben. Er soll zwar etwas koste, aber dafür ist er bewacht und wir könnten dort im Notfall, sollten wir es heute nicht mehr aus der Stadt schaffen, übernachten.

Doch um die Geschichte nun noch etwas aufzupeppen und mal aus einer anderen Sicht zu schildern: Hier die Tagebucheinträge von Dominic zu unserem Abenteuer Tirana:


Tag 24, 27.10.2021


Früh aufgestanden und nach Tirana gefahren. Verkehr in der Stadt war krass. Jeder fährt, wie er will, nimmt aber trotzdem Rücksicht auf andere. Ich vermute die haben alle keine Versicherung, denn Crashs werden tunlichst vermieden. Habe mich superschnell angepasst und hab‘s schon fast genossen.  


Den ersten Parkplatz habe ich knapp verpasst und bin in eine Sackgasse gefahren. Musste rückwärts wieder raus, mit parkierten Autos links und rechts. Der Parkplatz war sowieso voll, also sind wir zum nächsten. Den habe ich auch um 5 Meter verpasst, aber beim zweiten Versuch hat es geklappt.

400 Lek für 12h, 800 für 24h. Die Autos werden komplett zugeparkt und scheinbar müssen alle ab der zweiten Reihe ihre Schlüssel abgeben, damit der Wächter die Autos wegfahren kann, wenn die hintersten weg wollen. Beim Reinfahren hab‘ ich noch gefragt, wie wir jemals wieder rauskommen. „Youarethefirstonethatasksthisquestion. ThisisAlbania!“ war die Antwort des Wächters.


Wir haben mal die ersten 12 Stunden bezahlt und sind was essen gegangen. Danach spazieren und haben in einem Einkaufszentrum einen Rucksack für Remy gekauft. Gegen Abend kamen wir per Zufall an einem „Apple Shop“ (zertifizierter Laden) vorbei. Die checken bis morgen, ob sie einen neuen Monitor für meinen Laptop auftreiben können. Dann waren wir Abendessen. Super Pizzen haben wir bekommen. Quattro Stagioni ist hier: Pilz, Schinken, Salami, Thon.


Zurück auf dem Parkplatz mitten in der Stadt haben wir nochmal 400 Lek bezahlt und hatten eine gute Nacht, obwohl wir direkt an der viel befahrenen Strasse sind.

Gefahrene km: 47 Ausgaben: (in CHF) 6.96 Parking Tirana 7.79 Mittagessen 13.14 SIM-Karte Remy 35.04 Rucksack 3.65 1-Euroladen 3.84 Candy 2.09 Kaffee 0.87 Albanien Sticker 4.35 Bankgebühr 16.51 Abendessen


Tag 25, 28.10.2021

Am Morgen im kalten Auto die Helvetia Schadensmeldung gemacht wegen des Vorfalls vor unserer Abreise Ende September. Einen zweiten „Apple Shop“ angeschrieben und auf Antwort des anderen gewartet. Gegen 11 Uhr nochmal in die Stadt wegen Hunger und kalt im Auto, das im Schatten steht.

Der zweite Laden (Molla Store) hat zurückgeschrieben und gefragt ob der Monitor komplett kaputt sei. Seit meiner Antwort noch nichts gehört. Der erste Laden hat sich auch noch nicht gemeldet.

Während ich hier schreibe, meldet sich der zweite Laden (Molla Store), dass er den Screen auf Lager habe und ihn für 550 Euro innert 1-2 Tagen ersetzen könne. Wir gehen direkt dorthin (ca 10 Minuten zu Fuss), geben meinen Laptop ab und bitten nochmals darum, das Ganze bis morgen zu erledigen, weil wir Tirana asap (as soon as possible) verlassen möchten.

Nun sitzen wir in einem hippen Café (Mulliri) und chillen unser Leben. Helvetia hat sich auch schon gemeldet. Sie bezahlen den Schaden und wir haben die 1000.- Selbstbehalt direkt überwiesen. Fall (hoffentlich) abgeschlossen.


Danach erkunden wir weiter die Stadt, diesmal östlich vom „Skanderbeg Square“ und dann wieder zurück und essen sensationelle griechische Küche in der Nähe vom Shopping-Center.

Anschliessend weiter. Spazottel und Longdrinks und danach nochmal ins Shopping.-Center. Ich kaufe mir graue xxl Frauentrainerhosen (weil es für Männer nur noch skinny Trainerhosen gibt!) und neue Schuhe (Slipper), weil meine Turnschuhe des Grauens stinken. Remy besorgt sich ein Paar Socken.


Jetzt sind wir zurück im Bus und schlafen nochmal auf dem Parkplatz in der Hoffnung, dass mein Laptop morgen ready ist.

Gefahrene km: 0

Ausgaben: 6.98 (viel!) Kaffee 6.98 Parking Tirana 3.49 Pfeifentabak 0.43 Wasser 11.28 Essen 5.2 Longdrinks 32.39 Schuhe/Trainerhose Dom und Socken Remy


Tag 26, 29.10.2021


Am Morgen relativ früh gehen wir direkt wieder ins Café Mulliri zum Kacken und Kaffee trinken. Auf Tirana haben wir keinen Bock mehr. Haben gefühlt alles gesehen. Remy schreibt Blog und ich zocke Handy-Games und recherchiere für mein Araber/Israeli-Buch, welches ich mir in Dubrovnik gekauft habe. Um 10 Uhr kontaktiere ich den Molla Store über Instagram (läuft hier alles über Instagram, statt über Mail) und frage, ob mein Laptop heute oder morgen fertig wird, damit wir weiter planen können. Da ich keine Antwort bekomme, gehen wir mittags zu Fuss zum Store und fragen persönlich nach. Man ist sich jetzt plötzlich nicht mehr sicher, ob man den korrekten Screen auf Lager hat. Scheinbar gibt’s Probleme mit der Kompatibilität aufgrund eines falschen Modells. Da wir alle kein perfektes Englisch sprechen, kann man es mir nicht wirklich plausibel erklären. Sie wollen sich in ein bis zwei Stunden melden und mir definitiv Bescheid geben.

Ich bin stinksauer und enttäuscht, denn wir sind nur wegen des Laptops noch eine Nacht in Tirana geblieben und ich habe den Auftrag zur Suche eines Ersatzscreens beim ersten Laden storniert und somit bin ich jetzt auf den Molla Store angewiesen. Hätten sie gestern schon gesagt, dass es nicht 100%ig klappt, hätten wir die Antwort vom ersten Laden abgewartet und/oder wären weitergefahren.

Wir gehen wieder ins Shopping-Center, Remy kauft sich was zu essen und ich bestelle mir ein Bier und schreibe Molla nochmal über Instagram, wie enttäuscht ich bin. Kurz darauf kriege ich die Rückmeldung, dass der Screen nicht funzt. Sie könnten den richtigen bestellen, jedoch dauert das rund 20 Tage. Ich empfinde es als eine Frechheit, dass sie mir das überhaupt anbieten, nachdem ich ihnen gesagt habe, dass wir lieber schon gestern als heute Tirana verlassen hätten und somit gehe ich natürlich nicht auf dieses Angebot ein. Wir gehen zurück zum Laden, holen meinen noch immer kaputten Laptop ab und ich mache meinem Frust nochmal persönlich Luft. Da sie mir im letzten Feedback angeboten haben, dass ich ungeniert sagen darf, wenn sie sonst noch was für mich tun können, sage ich ihnen, dass sie mir jetzt nur noch die 36 Stunden Parkplatz (1200 Lek, gut 10 Franken) zurückzahlen sollen, die wir vergebens ausgegeben haben. Das haben sie natürlich nicht gemacht.

Auf dem Weg zurück zu Ferris kaufen wir noch etwas Fleisch, Wasser und Gemüse und fahren dann halb erleichtert, halb sauer aus Tirana raus. Von anderen Reisenden haben wir über Instagram erfahren, dass wir weiter südlich an der Küste (südlich von Spille) gut an einem Strand stehen können. Als Anhaltspunkt geben sie uns die Strandbar "Buena Vila". Diesen Ort finden wir zum Glück problemlos und somit stehen wir jetzt wieder alleine am Strand, endlich weg vom Verkehr, Lärm und Smog der vergangenen Tage in Tirana.


Auf dem Weg hierhin kommen uns zwei grosse Schafherden auf der Strasse entgegen und ca 4km vor dem Strand steht eine kleine Festung mitten in der Landschaft. Ich habe noch nie ein solches Gebäude gesehen, das nicht erhöht irgendwo steht.


Diese steht einfach im Flachland. Möchten wir uns morgen mal mit den Velos anschauen gehen.


Es gibt hier am Strand mehrere grosse Flächen wo man stehen kann und darf. Wir sehen mehrere Schilder mit der Aufschrift “Free Camping”. Sensationell. Wir haben einen der Plätze für uns alleine. Auf dem Nebenplatz steht ein Bus mit Appenzeller Nummernschild (AR) und auf der anderen Seite stehen mehrere weitere Camper, weil dort die Strandbar scheinbar noch geöffnet ist. Die Umgebung werden wir aber erst morgen genauer erkunden. Ich quatsche noch kurz mit den Appenzellern (2 Typen und eine Frau), wir essen Znacht und ich trinke noch ein Bier und Wein. Gut angesäuselt (ich jedenfalls) gehen wir dann schlafen und freuen uns auf einen ruhigen Tag morgen.



P.s. Wir kriegen noch Besuch von der tollsten und schönsten Streunerin, die wir bisher gesehen haben. Oder gehört sie vielleicht zur Strandbar? Sie ist jedenfalls sehr zutraulich und lieb und ich würde sie am liebsten einpacken.




Gefahrene km: 80 Ausgaben: 9.44 (viel!)Kaffee 1.94 Sandwich und Ingwer 2.16 Bier 4.59 Fleisch und Wasser 2.33 Gemüse 68.55 Diesel


Ach ja, "Buena Vila" - schön wars! Bis auf Halloween. Denn da wurde es richtig gruselig. Vorallem für Dominic. Du möchtest wissen warum? Die nächste Geschichte verrät es Dir. Bis bald!

 
 
 

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